Stevie's full of good intentions

Saturday, March 10, 2007

Gerhardt und Gernhardt - zwei große deutsche Dichter

Wenn Menschen so lange leben würden, wäre Paul Gerhardt in diesem Jahr 400 Jahre alt geworden. Paul Gerhardt war ein sehr verdienstvoller Mann und hat insbesondere den protestantischen Teil der Menschheit mit vielen wunderschönen Liedern beschenkt ("Tut mir auf die schöne Pforte/führt in Gottes Haus mich ein/Ach, wie wird an diesem Orte/meine Seele fröhlich sein/Hier ist Gottes Angesicht/ hier ist lauter Trost und Licht").

Unvermuteterweise taucht nun Robert Gernhardt im Schlepptau von Paul Gerhardt auf. Das liegt nicht nur an der Namensähnlichkeit, sondern auch daran, dass Robert Gernhardt während seiner Chemotherapie Paul Gerhardt las und umdichtete. Das hörte sich dann so an:

"Geh aus mein Herz und suche Leid
in dieser lieben Sommerzeit
an deines Gottes Gaben
Schau an der schönen Gifte Zier
und siehe, wie sie hier und mir
sich aufgereihet haben.

Mensch, Robert, alte Heckenschere ! Hast Du daran gedacht, dass der Gerhardt in diesem Jahr 400 geworden wär ? Und Du dann immer ganz nah dabei ?

Ich wüsste gern mal, wie man in so ca. 200 Jahren von dem Herrn Gerhardt und dem Herrn Gernhardt denkt.

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Friday, February 02, 2007

Ein Bahn-Gedicht meines Lieblingsdichters

Wenn man mein Blog öfters mal liest, könnte man auf die Idee kommen, ich hätte etwas gegen die Deutsche Bundesbahn. Ich doch nicht ! Und gerade deswegen möchte ich hier ein Gedicht meines Lieblingsdichters zitieren:


Robert Gernhardt

Erinnerung an eine Begegnung in Duderstadt

"Sie haben die Züge dessen,
der viel gelitten hat",
sagte mir zögernd die Fremde
im Bahnhof von Duderstadt.

Ich blickte ihr in die Augen,
sie waren so tief und so klug,
nur ungern gestand ich die Wahrheit:
"Madame, mir gehört hier kein Zug.

Die Züge, die Sie hier sehen,
gehören einem anderen Mann.
Sein Vorname lautet schlicht Bundes,
sein Nachname aber heißt Bahn."

Wie schaute die Fremde so zweifelnd,
wie nahte der Zug sich so rot,
wie hob der Beamte die Kelle,
stünd ich nochmal an der Stelle,
ich wünschte, er schlüge mich tot.

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Friday, June 30, 2006

Zum Tod meines Lieblingsdichters

Es ist hart, aber wohl leider unvermeidlich: Ich muss mein Blog mit einem Nachruf auf meinen Lieblingsdichter eröffnen. Soeben habe ich erfahren, dass Robert Gernhardt gestorben ist.

Zum ersten Mal bin ich vor ca. 25 Jahren auf ihn aufmerksam geworden. Seitdem begleitete er mich mit seinen Gedichten, Karikaturen, Essays und Bildern. Seit einigen Jahren war deutlich zu merken, dass es auch Gernhardt nicht einfach hatte: Der Tod seiner Frau Almut, die Herzerkrankung, die Krebserkrankung. Ich habe es sehr bewundert, wie Gernhardt mit diesen Schicksalsschlägen umgegangen ist, wie er Gedichte über seinen Umgang mit seiner Krankheit schrieb.

Am besten gefallen haben mir Gernhardts Essays: "Glück Glanz Ruhm" oder "Gedanken zum Gedicht". Aber wenn ich es mir recht überlege, ist mein Kopf voll mit Gernhardts tief- und hintersinnigen Versen.

Mach's gut, Robert. Danke für alles.

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