Vor kurzem habe ich erfahren, dass es jetzt Alexander Kluges "Sämtliche Kinofilme" auf DVD gibt (bei zweitausendeins). Da musste ich natürlich zuschlagen. Letzte Woche war dann die Freude groß, als ich endlich das Paket in der Packstation abholen konnte.
Am Samstagabend begann unsere Kluge-Retrospektive mit "Abschied von gestern" aus dem Jahre 1966. Für mich war der Film in zweifacher Hinsicht eine Zeitreise. Einerseits habe ich - aber das ist lange her - eigentlich alle Kluge-Filme schon einmal gesehen (ja, auch den low-budget-sci-fi-trash ...). Und dann zeigt der Film das Deutschland der sechziger Jahre. Ich selber (*1967) kenne diese Zeit nicht aus eigener Anschauung. Aber ich denke, dass ich mir das trotzdem ganz gut vorstellen kann.
"Abschied von gestern" ist ein typischer Erstling. Viele Elemente des späteren Werks sind bereits angedeutet. Vieles ist improvisiert, aber gerade deshalb besonders authentisch. Vieles ist noch nicht ausgereift. Da denkt man, dass der erfahrene Kluge zum jungen Kluge gesagt hätte: "Mach das doch besser so und so".
Außerdem fiel mir sofort auf, dass Kollege Rechtsanwalt Kluge Jura studiert hat. "Die Einverleibung ist die intensivste Form der Aneignung". Tja, wer würde da widersprechen?
Dennoch ist es ein großartiger Film. Nicht umsonst hat Kluge für "Abschied von gestern" den Silbernen Löwen bekommen! Und den kriegt man nicht einfach für irgendeinen Schund.
Ich freu mich schon auf "Die Artisten in der Zirkuskuppel: ratlos".
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